Über den Text und den Autor. Hörproben. Literarische Lumpenlese.

Das Buch.

Die Widersprüchlichkeit der Welt und ihre Vielfalt spiegelt sich in den Worten und Taten von Menschen und manchmal in den Worten und Taten eines einzelnen Menschen wider. Insbesondere dann, wenn dieser Mensch einer ist, der sich nicht so einfach in eine Schublade stecken lässt. Diese Biografie spiegelt über ein halbes Jahrhundert deutsche Geschichte, vornehmlich die dreißig Jahre seit der Wiedervereinigung, in einer Person voller Ecken, Kanten und Abschürfungen – in der Person von Bodo Ramelow. Er ist zurzeit Bundesratspräsident und damit Vertreter des Bundespräsidenten. Zudem Ministerpräsident im Bundesland Thüringen. Aber darum geht es nicht. Es geht um den Menschen, der oft so ist "wie du und ich". Also alles andere als einfach zu verstehen...

Das Buch heißt: ...und manchmal platzt der Kragen. Bodo Ramelow - eine Biografie. Verlag: edition überland, ISBN 978-3-948049-14-0, 19 €. In allen Buchhandlungen, Online-Versandhäusern, über diese Seite, direkt beim Verlag oder mit Widmung auf Anfrage per Email über diese Seite.

Leseproben

Hörproben NSU/Geheimdienste:

Vor zehn Jahren flog die NSU auf - der Nationalsozialistische Untergrund. In meinem Buch spielt dieses traurige Kapitel der deutschen Geschichte eine umfangreiche Rolle. Es zeigt die Machenschaften des Geheimdienstes in Thüringen, seine Verwicklung in den Aufbau der Terrororganisation. "Der NSU hat also eine Vorgeschichte. Sie ist teilweise verknüpft mit der unheilvollen Geschichte, die der Verfassungsschutz in Thüringen spielt - und die bis zum heutigen Tag nicht lückenlos erzählt werden kann, weil sie nie vollends aufgeklärt wurde."

Über die Verwicklung von NSU und Geheimdienst handelt u.a. das Kapitel "Im Visier der Neonazis". Hier zwei Tonausschnitte:

Journalismus für Onlinemedien und Tageszeitungen

Seit 1991 schreibe und fotografiere ich für zahlreiche Medien im deutschsprachigen Raum. Verantwortlich bin ich für mehrere tausend Artikel aus eigener Feder und im Sinne des Presserechts für abertausende Artikel von Kolleg*innen. Neben der klassischen Nachrichtenarbeit (Berichte, Interviews, Meinungsbeiträge) hege ich eine Vorliebe für erzählerische Genre wie Reportagen, Porträts und Feuilletons. Lesungen, Moderationen, Workshops und Vorträge ergänzen die journalistische Schreibstift-Arbeit.

Lumpenlese

Notizen über Typen und Verhaltensmuster, die normalerweise verdammt sind, unsichtbar zu bleiben - Beobachtungen, die durch die Maschen des Bedeutsamen schlüpfen und manchmal einfach nur unbeachtet wie Lumpen in einer Ecke liegen. Diese Texte gehören zu den persönlichsten Schriften, die ich in den vergangenen Jahrzehnten geschrieben habe. Sie entstehen immer nur dann, wenn es weh tut.

Der Begriff "Lumpenlese" ist eine Leihe von Walter Benjamin, der über den Feuilletonisten Siegfried Kracauer schrieb: "Einen Lumpensammler frühe im Morgengrauen, der mit seinem Stock die Redelumpen und Sprachfetzen aufsticht."

Weil ich häufiger gefragt werde: Damit erklärt sich dann auch meine Mailadresse jmf@lumpenlese.de

Hier geht es zu den Miniaturen der Lumpenlese.

Kalenderblatt

Historische Zusammenhänge und aktuelle Ereignisse, die in der Ost-West-Biografie "...und manchmal platzt der Kragen" eine wichtige Rolle spielen.

Hier geht es zum Kalenderblatt.

Journalistische Imagination und literarischer Journalismus

Journalistische Erzählformen wie das Feuilleton, die Reportage oder das Essay gehen über die Nachricht hinaus. Sie fangen Wahrnehmungen der sozialen Wirklichkeiten ein, die in der reinen Informationsvermittlung verloren gehen. Literarischer Journalismus verschafft Lust am Lesen, regt Gespräche an, setzt Assoziationen und Gedanken in Gang und fördert Erkenntnisse.

Der Begriff "Journalistische Imagination" ist mehrdeutig. Im Zusammenhang mit Journalismus Begriffe wie "Imagination" und "Fantasie" zu benutzen, ist nicht ganz ungefährlich. Denn "Fantasie" wird auch im Sinne von "etwas, was nicht real ist" verwendet. Das ist hier freilich nicht gemeint. Gemeint ist die Einbildungskraft des Journalisten, sein Vorstellungsvermögen, welches hilft, Dinge jenseits der Oberfläche und hinter einer scheinbaren oder suggerierten Realität zu erkennen. Es geht also um die Durchbrechung eines Scheins, nicht um das Herbeizaubern desselben.

Gegenüber der einfachen Nachricht hat der literarische Journalismus aber einen Nachteil: Schema F reicht hier nicht mehr aus. Die Herstellung kostet Zeit, und sie fordert die Anstrengung der journalistischen Imagination oder Fantasie. Sie benötigt auch eine besondere Form der Recherche.

Zeit und Anstrengung sind ökonomische Größen, und vielleicht ist das ein Grund, warum so viele Nachrichten produziert werden. Sie sind die Massenware unter den journalistischen Kleidungsstücken und können heute schon von einer künstlichen Intelligenz hergestellt werden. Das muss kein Nachteil sein, aber wenn die Massenproduktion von Nachrichten zum Selbstzweck wird, verdorrt die journalistische Einbildungskraft und das Wissen über uns und unsere Umgebung, in der wir leben.

Es gibt Oasen in dem wüsten Meer des Zahlen- und Faktenfetischismus, Oasen, in denen andere Erzählformen eine Chance bekommen.

Dem Oasenbauer geht es darum, ein Gegengewicht zum Tagesfliegenjournalismus herzustellen. Im Gegensatz zur schnelllebigen und vielfach produzierten Nachricht haben die Stücke des literarischen Journalismus den Vorzug, sich tiefer ins Gedächtnis einzugraben und Gespräche anzuregen, die über die schnelle Wertung hinausgeht. Manchmal fließen sie in die Träume ein.

Diese Website widmet sich journalistischen Formen, die über die Nachricht hinausgehen, und den Blick für Grenzbereiche öffnet bzw. den Blick auf die andere Seite richtet, wo Journalismus aufhört und Literatur anfängt. Dabei geht es nicht um Neuerfindungen. Vieles war schon einmal da, anderes lebt fort, ist nur in Teilen verschüttet oder fristet ein unbeachtetes Dasein.

Der Begriff "Journalistische Imagination" erinnert nicht zufällig an "The Sociological Imagination" von C.W. Mills. Er sah sich seinerzeit bedrängt, Soziologie neu zu denken. Dem Journalismus, oft auf alten Gleisen, aber hoch zu Rosse, würde eine gewisse Neubesinnung sicherlich guttun.